Warum floriert der österreichische Immobilienmarkt auch in Coronazeiten?

Quelle: OLN News, Finanz & Immo, Coronavirus, 09.09.2020

Die amtlichen Grundbücher zeigen sich noch kaum von COVID-19 betroffen – Einfamilienhäuser, Wohnungen und Grundstücke rückläufig.

Die Coronakrise hat sich in nahezu allen Bereichen des Lebens niedergeschlagen, und dort, wo sich die Auswirkungen der globalen Pandemie besonders bemerkbar machen, passiert das in der Regel eher mit negativen Folgen. Umso verblüffender scheint es, dass, wenn man auf die heimischen Grundbücher blickt, es fast so scheint, als hätte es die (anhaltende) Situation um COVID-19 nie gegeben. So gab es im Halbjahr 2020 in Österreich insgesamt sogar mehr Immobilienkäufe und -verkäufe als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das zeigt eine aktuelle Erhebung von Remax und Immo United. Geschuldet ist diese positive Zwischenbilanz vor allen Dingen den heuer sehr starken Monaten Jänner und Februar, in denen im Vergleich mit den vorangegangenen fünf Jahren überdurchschnittlich viele Transaktionen stattfanden. Als mit März und dem Lockdown auch hier ein unweigerlicher Einbruch kam, hielt dieser nicht lange an – schon im April konnte sich der Markt erholen.

Teilweise Rekordzuwächse gegenüber Rückgängen in wichtigsten Objektgruppen

Im ersten Halbjahr 2020 wurden für 67.302 Immobilien neue Eigentümer verbüchert. Das sind um 3.100 Immobilien (entspricht 4,9 Prozent) mehr als 2019 und um 3,7 Prozent mehr als im Rekordjahr 2018. In den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg lagen die Verkäufe sogar über dem Rekordjahr 2018. "Die Verkaufszahlen haben im ersten Halbjahr 2020 in Summe zwar zugelegt, aber die drei wichtigsten Objektgruppen, nämlich Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser und Grundstücke, waren im ersten Halbjahr zusammen um 6,4 Prozent rückläufig", erklärt der Geschäftsführer von Remax Austria, Bernhard Reikersdorfer in einer aktuellen Aussendung.

Reikersdorfer meint, dass sich die tatsächlichen Auswirkungen von COVID-19 erst in den Ganzjahreszahlen zeigen werden. "Immobilien sind aber sowohl bei Eigennutzern als auch Anlegern weiterhin hoch im Kurs, daran wird sich auch nicht so rasch etwas ändern." Entscheidend für die Marktentwicklung in den nächsten Monaten werde die Kreditvergabe der Banken an Privatpersonen sein.

Stabiles Transaktionsvolumen von 16,4 Milliarden Euro

Das gesamte Transaktionsvolumen in den Monaten Jänner bis Juni blieb mit 16,4 Milliarden Euro unverändert. Daraus könne man aber nicht schließen, dass Immobilien billiger wurden. Vielmehr sei es so, dass die Anzahl "kleiner" Transaktionen stark gestiegen sei, etwa von Parkplätzen, deren Transaktionszahl sich in den letzten fünf Jahren versechsfacht habe, so Anton Nenning, Managing Director von Remax Austria. "Aber auch Hausanteilsverkäufe haben fast um das Fünffache zugelegt, während Schwergewichte, wie zum Beispiel die Verkäufe von Zinshäusern und Zinshausanteilen, um ein Drittel zurückgegangen sind."

Generell sei ein Einbruch bei Betriebsgebäuden und anderen Großinvestitionen festzustellen. "Zwar sind die Top-100-Verkäufe von Bürogebäuden, Zinshäusern, Hotels, Wohnhausanlagen und gemischt genutzten Gebäuden unverändert 1,43 Milliarden Euro wert, aber die Untergrenze, um in diesen noblen Zirkel aufgenommen zu werden, ist von 7,7 Millionen Euro auf 5,9 Millionen Euro gesunken. Das heißt dann auch, dass in den kleineren Kategorien die entsprechenden Umsätze fehlen."

Salzburg als "Immo-Hotspot" Österreichs

Im ersten Halbjahr 2020 konnte in allen Bundesländern ein Plus bei den Transaktionen verbucht werden, einzig im Burgenland war dies nicht der Fall. Die höchsten Zuwächse konnten dabei in Salzburg (das mit 28,4 Prozent mit großem Abstand die Nase vorn hat) und Oberösterreich (8,8 Prozent) erzielt werden. Der Mozartstadt komme laut Remax-Experten aktuell sowieso der Titel des "Hotspots" am österreichischen Immobilienmarkt zu. Ebendort wurde auch der bislang teuerste (Grundbuch-)Deal des Jahres abgewickelt: Für ein Bürogebäude in der Stadt Salzburg zahlten die Käufer 89 Millionen Euro. In Wien war der größte Deal ein Bürogebäude am Alsergrund (9. Bezirk), das für 79 Millionen Euro den Besitzer wechselte. Jeweils rund 41 Millionen Euro wurden für einen Gebäudekomplex im 10. und für ein Zinshaus im 6. Bezirk gezahlt.

Im Mengenranking liegt Niederösterreich vor Wien und der Steiermark. Wertmäßig führt allerdings die Bundeshauptstadt mit mehr Umsatz als Niederösterreich (an zweiter Stelle im Gesamtranking) und Oberösterreich (an dritter Stelle) zusammen. Die Steiermark schafft es heuer nach einem Rekordwert vom Vorjahr "nur" auf Rang vier. Beim Landeshauptstädte-Umsatz liegt Graz vor Salzburg, Linz und Bregenz. Innsbruck ist von Rang vier auf fünf zurückgefallen. Ein Blick auf die Bezirksumsätze (ohne Landeshauptstädte) reiht Wien-Donaustadt vor Kitzbühel, gefolgt von Graz-Umgebung, Innsbruck-Land, Salzburg-Umgebung, Mödling und Wien-Floridsdorf.

Quelle: www.remax.at, https://www.leadersnet.at/news/45507,warum-floriert-der-oesterreichische-immobilienmarkt-auch-in.html